Aus dem Leben des Dorfes

Das Dorf Isenbruch zählt rund 320 Einwohner. Das Ortsbild hat noch immer einen bäuerlichen Charakter, obwohl nur noch wenige landwirtschaftliche Betriebe übrig geblieben sind. Selbständige Handwerker wie Schmied, Schlosser, Schreiner und Schneider, die früher das Dorf mitprägten, sind ein Opfer der Industrialisierung geworden. Die Landwirte betreiben, bedingt durch das Bruchland und die Bachgründe, überwiegend Weidewirtschaft.
Jedes Dorf hat seine Mittelpunkte, Kirche und Schule. Für ein Kirchdorf ist Isenbruch zu klein. Es gehört kirchlich zur Pfarre Havert. Mit der Schule bekam das Dorf aber 1921 seine eigene Mitte. Vielleicht darf man sogar sagen, daß sich die Einrichtung einer Schule gemeinschaftsbildend ausgewirkt hat. Bald gab es in Isenbruch nämlich mehrere Vereine, die St. Martini Schützengesellschaft, ein Trommlerkorps und den Fußballverein Alemannia. Für so ein kleines Dorf wie Isenbruch mußte das heißen, daß jeder junge Mann bei einem Verein mitarbeitete. Die Vereine haben nicht lange bestanden. Die Zeit war ihnen nicht günstig. Hauptsächlich durch die Gleichschaltungsbestrebungen der Partei Hitlers lösten sich die Vereine auf. Doch hatten sie ihre Daseinsberechtigung. Die Jugend fühlte sich im eigenen Dorf wohl. Sie lernte zeitig, sich für das Dorfleben verantwortlich zu fühlen. Allerdings lockten damals noch nicht die "Vergnügungen", die heute der Jugend überall angeboten werden. Noch einmal fand sich das Dorf zu einer großen Gemeinschaft zusammen, als es im Oktober 1953 galt, die diamantene Hochzeit des Ehepaares Hilkens-Deckers zu feiern. Herr Hilkens war nicht nur der älteste Einwohner des Dorfes, sondern auch des Selfkantes. Anfang Mai 1957 starb er im Alter von fast 96 Jahren.
Die schlimmste Zeit für das Dorf war, als 1944 die Front vor Isenbruch stehen blieb. Die Einwohner haben wochenlang in den Kellern gehaust und darauf gewartet, daß die Front sie überrollte. Aber daraus wurde zunächst nichts. Die Bevölkerung mußte räumen. Auf dem Wege in die Evakuierung wurden viele in Posterholt freundlich aufgenommen. Doch so lange dieses Dorf von deutschen Truppen besetzt war, durften sich die Isenbrucher nicht auf die Straße wagen. Bis heute haben sich freundschaftliche Beziehungen mit den gastfreundlichen Familien in Posterholt erhalten. Andere Dorfbewohner wurden bis nach Thüringen verschlagen. Einige wenige, die zunächst nach Millen ausgewichen waren, landeten im Lager Vught in Holland. Als die Bevölkerung nach und nach aus der Evakuierung heimkehrte, fand sie das Dorf in einem traurigen Zustand wieder. Kein Haus war verschont geblieben. Von den Hauseinrichtungen war nichts mehr da. Die Felder waren im Herbst 1944 nicht bestellt worden, z.T. hatte man die Feldfrüchte noch nicht mehr einholen können. Viele Felder und Wiesen waren vermint. Die Minen haben auch in Isenbruch ihre Opfer gefordert. So waren die ersten Monate nach der Evakuierung eine schlimme Zeit. Heute sieht man von den Kriegsspuren nichts mehr. Aber die neuen Häuser, die innerhalb des Dorfes liegen, stehen fast alle an der Stelle alter Häuser, die neu aufgebaut werden mußten. Das waren rund 30 Prozent.
In der Zeit vom 23. April 1949 bis 1. August 1963 stand der Ort Isenbruch zusammen mit den anderen Orten des Selfkants unter niederländischer Auftragsverwaltung. Diese Umstellung war für die Bevölkerung sicherlich nicht einfach. Doch die gemeinsame kulturelle und geschichtliche Vergangenheit diesseits und jenseits der Grenze sowie die gleiche Sprache, unsere heimische Mundart, begünstigten die Entwicklung. Als es im Jahre 1963 zur Rückgliederung des Selfkants kam, hatte sich die Bevölkerung bereits sehr stark zum benachbarten Limburg hin orientiert. Die Betriebe verloren einen Teil ihres in der Provinz Limburg geschaffenen Kundenkreises und hatten mit nicht unwesentlichen Schwierigkeiten zu kämpfen. Noch heute sind einige Isenbrucher seit dieser Zeit in den Niederlanden beschäftigt, und es bestehen zahlreiche persönliche Bande über die Grenze hinweg.
Im Zusammenhang mit der Rückgliederung wurde in Isenbruch eine Freiwillige Feuerwehr eingerichtet. Den Männern der Feuerwehr ist es zu verdanken, daß seit 1970 eine diesseits und jenseits der Grenze beliebte und bekannte Sommerkirmes gefeiert wird. Bei einer Neuordnung der Freiwilligen Feuerwehr Selfkant wurde die Löschgruppe Isenbruch im Jahre 1976 aufgelöst. Um auch in Zukunft die Sommerkirmes feiern zu können, kamen die ehemaligen Feuerwehrleute zu dem Entschluß, die St. Martini Schützenbruderschaft wieder ins Leben zu rufen. Die Sommerkirmes stellt auch heute noch einen besonderen Höhepunkt im sonst recht ruhigen Dorfleben dar.
Seit dem Frühjahr 1986 präsentiert sich der kleine Grenzort in neuem Glanz. Nach Durchführung der Kanalisierung wurden die Straßen neu ausgebaut. Besondere Höhepunkte im kleinen Grenzort waren seit dem die Dekanatsschützenfeste in den Jahren 1986 und 1997.

Die Herkunft des Ortsnamens

Isenbruch ist der westlichste Ort der Bundesrepublik Deutschland. Zwischen Isenbruch und der Maas als Grenze zwischen Belgien und den Niederlanden liegt die engste Stelle des sogenannten "Limburger Flaschenhalses", die in der Luftlinie nur ca. 6 km beträgt. Isenbruch ist das letzte einer Reihe von Dörfern, die entlang des Saeffelbaches am rechten Ufer auf der Mittelterrasse liegen: Breberen, Saeffelen, Heilder, Stein, Havert, Isenbruch. Südlich von Isenbruch mündet der Saeffelbach in den Rodebach. Der Rodebach hieß früher im Volksmund "Rue Bäek" Sein Wasser war nämlich ebenfalls rotbräunlich. Die Talböden der beiden Bäche, die südlich von Isenbruch zusammenfließen, sind sehr sumpfig. Sie dienen heute meist als Wiesen- und Weideland. Der Name Isenbruch wird als "Eisenbruch" gedeutet. Das Dorf liegt am Rande eines Sumpflandes, das eisenhaltig ist. Dieses Sumpfgebiet zieht sich nördlich von Isenbruch zwischen Schalbruch und Susteren in Richtung Echt. In den dreißiger Jahren hat man sowohl auf niederländischer als auch auf deutscher Seite ernstlich an der Entwässerung des Sumpflandes gearbeitet. Im Sumpfgebiet zwischen Schalbruch und Isenbruch wurde früher von den Ein-wohnern aus Schalbruch und Isenbruch Torf gestochen. Aus dieser Zeit stammt noch der Neckvers: "Isebrook en Schaubrook schlooge sich um eene Törfkook. Im Volksmund heißt der Ort also "Isebrook", und die Einwohner nennt man "Isebröker". In einer Sage, die sich um die Schenkung der Graetheide (bei Born) durch König Swentibold von Lotharingen (895-900), in unserer Gegend auch "Sanderbout" oder "Sauderband" genannt, an 14 umliegende Kirchspiele rankt, hat das Waldgebiet den Namen "Eisenwald" (siehe die Sage von König Swentibold). Östlich des Bahnhofs von Susteren heißt beim Ortsteil Heide heute noch eine Gemarkung "Ijzerenbosch". Auch die Straße Isenbruch-Susteren, die früher durch den Wald führte, trägt den Namen "Isstraße".

Die Besiedlung des Ortes

Älteste Zeugen für die Besiedlung Isenbruchs sind einige Funde aus der Jungsteinzeit. Fundort ist die Gemarkung "Op het schwart Lanjd" zwischen Isenbruch und Schalbruch. Ende der 40er Jahre wurden bei Rodungsarbeiten 2 Werkzeuge gefunden. In den 50er Jahren fand ein Landwirt ein etwa 18 cm langes Steinbeil auf seinem Acker. Ende der 70er Jahre wurde bei Aufforstungsarbeiten der Gemeinde Selfkant ein ähnliches Steinbeil gefunden, die Klinge ist allerdings beschädigt. Da alle Werkzeuge von einem Fundplatz stammen, kann man annehmen, daß hier ein Siedlungsplatz der Jungsteinzeit war.
Die Jungsteinzeit (Neolithikum), nachsteinzeitlicher Kulturabschnitt mit trocken warmem Klima, etwa 3000-1800 v. Chr., kennt den geschliffenen und durchbohrten Stein. Der Mensch wird seßhaft, baut Weizen, Gerste, Hirse, Hülsenfrüchte und Flachs an, lagert seine Vorräte in Scheunen, züchtet Haustiere, flieht und webt. Fliehburgen sprechen für Germeinschaftsleistungen.
Einen weiteren Zeugen früher Besiedlung lieferten Funde im Zuge der Regulie-rungsarbeiten am Rodebach zu Beginn der 4Oer Jahre. In Höhe der Mündung des Saeffelbaches in den Rodebach unweit der Isenbrucher Mühle stieß man auf Reste eines Pfahldorfes. Dr. Bursch vom Rijksmuseum in Leiden hat seinerzeit die Fundstelle untersucht. Danach handelt es sich um eine größere Anzahl Häuser, deren Pfosten, Schwellen, Flechtwerkwände und Holzbohlen in dem nassen Grund gut erhalten geblieben waren. Bei der Anlage der Häuser hatte man etwa 20 cm starke und 1,50 m lange Vierkantpfähle, die unten sehr sauber zugespitzt waren, in den moorigen Boden bis in die sandig-kiesige Unterlage getrieben. Bei einem Teil der Pfähle war noch ein rechteckiger Zapfen vorhanden. In diese Zapfen waren die ebenfalls noch erhaltenen waagerechten Schwellen mittels Spundlöcher fest verbunden. Auf die so hergestellte Plattform waren sodann die Fachwerkwände mit ihren Gefachen errichtet. Es sind also Bauten aus Fachwerk gewesen, deren Felder aus armdicken Staken mit Flechtwerk aus Weiden oder Faulbaum bestanden.
Zahlreiche Keramikfunde lassen eine gute Zeitstellung des Pfahldorfes zu. Danach fällt die Gründung der Siedlung in die Zeit um 800, also noch in die Regierungszeit Karl des Großen. Bei den Keramikfunden handelt es sich um den sogenannten Badorfer Typ, der sich mit seinen sauberen, ausgeprägten wulstigen Profilen und dem abgeflachten Boden sehr scharf von der späteren karolingischen Ware unterscheidet. Man nennt diese Gefäße Wackeltöpfe, weil sie wegen ihres schwach gebogenen Bodens nicht fest aufstehen. An mehreren sind Reihen von eingestempelten kleinen, rechteckigen Mustern zu erkennen. Diese Art Tonware kommt in unseren Bollbergen nicht oder doch nur in einigen wenigen späten Formen vor. Aber auch die Bollbergtonware ist unter den Resten vertreten, außerdem auch noch spätere Formen, die nach Dr. Bursch bis zum Anfang des 11. Jahrhunderts vorkommen. Das Dorf hat demnach von etwa 800 bis zum 11. Jahrhundert gestanden und ist dann aus irgend einem Grund friedlich verlassen worden. Keine Anzeichen deuten auf eine Zerstörung durch Brand. Vielleicht hat eine zunehmende Versumpfung des Geländes die Dorfbewohner zur Aufgabe Ihrer Siedlung veranlaßt und möglicherweise zur Entstehung des heutigen Ortskerns geführt. Wie bei anderen Orten im Saeffelbachtal ist jedoch wahrscheinlicher, daß Ausgangspunkt der Besiedlung ein Hof oder sogar Rittergut gewesen ist, hier das Haus Isenbruch (jetzt Gut Schaesberg genannt).