Die Isenbrucher Kapelle

Mitten im Dorfe liegt eine kleine Kapelle. Sie ist der unbefleckten Jungfrau Maria geweiht. Diese gotische Kapelle ist aus Mergelstein gebaut, hat einen dreiseitigen Chorabschluß und einen Dachreiter. Im 19. Jahrhundert wurde die Kapelle umgebaut. Aus dieser Zeit stammt die Westmauer aus Backsteinen. Später müssen an der Westmauer noch einmal Veränderungen vorgenommen worden sein, wie am Mauerwerk noch zu erkennen ist. Auch die Rundbogenfenster in den Seitenmauern sind jüngeren Datums. Vielleicht stammen auch sie aus dem 19. Jahrhundert. Im Chorabschluß ist noch ein vermauertes Spitzbogenfenster zu sehen. Es ist wohl zu vermuten, daß auf diesen Umbau die Überlieferung zurückgeht, die Kapelle sei früher größer und nur das Chor des früheren Gotteshauses gewesen. Die alte Glocke mußte im ersten Weltkrieg eingeschmolzen werden. Sie wurde durch eine kleinere ersetzt.
Der jetzige Altar (Rokoko) trägt die Jahreszahl 1753. Er stammt aus der Pfarrkirche zu Waldfeucht. Er hat einen Säulenaufbau mit korinthischen Kapitellen. Dazwischen ist eine Figurennische mit einer Pieta. Oben befindet sich eine Kartusche mit einem kleinen Gemälde der Anna Selbdritt.
Als dieser Altar aufgestellt wurde, fand man die Konsekrationsurkunde des alten Altares. Sie war datiert aus dem Jahre 1521. Die Urkunde wurde in der Mensa (Altartisch) des neuen Altares eingemauert. Doch scheint die Kapelle älteren Datums zu sein, denn 1510 wird sie zum erstenmal urkundlich erwähnt.
Die alten Einwohner erzählen unter Berufung auf ihre Väter, daß auf Haus Schaesberg ein Bischof wohnte, der in der Kapelle die hl. Messe gelesen habe. Ob sich hier noch die Erinnerung an den Engelbert von Isenbruch, Archidiakon von Lüttich (1273) erhalten hat? Dies ist durchaus denkbar, denn der Archidiakon hatte zu der Zeit nach Meinung der Geschichtsforscher in der Kirche eine Stellung, die mit dem Bischof heutiger Zeit vergleichbar ist. Die Kapelle gehörte stets zur Pfarre Havert und wurde wohl bis in das 18. Jahrhundert hinein von einem eigenen Rektor bedient. Kollator war der Pfarrer von Havert, d.h. er hatte das Recht, die Stelle zu besetzen.
Aus dem Jahre 1533 wird berichtet, daß zweimal wöchentlich die heilige Messe in der Kapelle gelesen wurde. Gepredigt wurde dabei nicht. 1532 war Adam Schwertscheidt Rektor an der Kapelle von Isenbruch. Im Jahre 1551 trat der Priester Matheisen (wahrscheinlich der Dominikaner Mathias van Sittard) in Isenbruch als Prediger auf, da auch in unserem Ort Anhänger der Wiedertäufer (eine radikale protestantische Sekte) wohnten. Der Priester wurde auf Anweisung des Herzogs Wilhelm von Jülich in die gefährdeten Ortschaften Schalbruch, Isen-bruch, Havert, Höngen, Breberen, Saeffelen, Susteren und Born geschickt. Die Glaubensabtrünnigen sollten zum wahren Glauben zurückgeführt werden. Vom Predigtstuhl aus wurde denen, die sich weigerten, der Ketzerei abzuschwören, angedroht, des Landes verwiesen zu werden, ihr Hab und Gut zu beschlagnahmen und ihre Häuser abzureißen. Der Druck der Obrigkeit führte offensichtlich wieder zur Ruhe und zur Wiederherstellung der alten katholischen Ordnung. Im Jahre 1559 bediente der Pfarrer von Millen die Kapelle. 1582 vertrat Peter Perarius den Rektor Johann Schommartz, der noch studierte. Peter Perarius hieß eigentlich Teschenmacher und stammte aus Sittard. 1574 war Peter Perarius Pfarrer in Millen geworden. Dort ist er am 23. Aug. 1599 gestorben. Er war Dechant des Dekanates Susteren. Sein Bruder Gerhard Perarius wird 1582 als Pfarrer von Havert genannt. 1609 und 1612 ist Johann Isenbrucher der Rektor der Kapelle.
In der Kapelle befinden sich heute noch zwei alte Meßgewänder. Eine grüne Kasel ist aus sehr schönem, mit Blumenmustern durchwebtem Damast. Auf dem Kreuz der Rückseite befinden sich gestickte Rosen und in der Mitte das IHS-Monogramm. Eine rote Kasel ist aus Seide mit eigenartiger Musterung. Der Stoff hat möglicherweise ursprünglich anderen Zwecken gedient. Beide Gewänder sind Zeugnis schöner Rokoko-Arbeit. Der Verbleib von zwei historisch wertvollen Missalen (Meßbüchern) ist seit Ende der 60er Jahre unbekannt.
Die Kapelle hat ihren Ehrentag, wenn die Fronleichnamsprozession nach Isenbruch kommt (alle drei Jahre) und an der Kapelle der Segen gegeben wird. Im Maimonat wird an jedem Sonntag die Muttergottes verehrt. Am Abend vor der Beerdigung eines Dorfbewohners wird in der Kapelle für die Seele des Verstorbenen der Rosenkranz gebetet. Jeden Freitag wird durch den Pastor von Havert eine heilige Messe gefeiert. Es ist bereits seit Ende der 60'iger Jahre Tradition, das am Kirmessonntag auf dem Kapellennvorplatz die heilige Messe unter Mitwirkung des Kirchenchores St. Cäcilia Havert zelebriert wird.